Die Frage, wie die soziale und ökonomische Entwicklung in den Ländern des Südens finanziert werden kann, beschäftigt seit vielen Jahren Politiker und internationale Organisationen. Sie stand im Zentrum zahlreicher Weltkonferenzen, insbesondere des Kopenhagener Weltgipfels f ü r soziale Entwicklung 1995 und der UN-Konferenz über Entwicklungsfinanzierung 2002 in Monterrey. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Gewerkschaften konzentrierten sich dabei vor allem auf die Frage, wie im Norden mehr Geld f ü r den S ü den mobilisiert werden kann – sei es durch Erhöhung der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA), sei es durch neue Finanzierungsinstrumente, wie zum Beispiel internationale Steuern (Stichwort: Tobin-Steuer).
Immer mehr Beachtung finden in den letzten Jahren aber auch die entgegengesetzten Trends: Die Ressourcenflüsse aus dem S ü den in Form von Kapital flucht, Steuervermeidung, des Rücktransfers der Profite transnationaler Unternehmen und der immensen Schuldendienstzahlungen, die allein jährlich mehrere hundert Milliarden US-Dollar ausmachen. Global agierende Unternehmen spielen dabei eine besondere Rolle. Sie heizen mit ihren Investitionsentscheidungen und angedrohten Produktionsverlagerungen den weltweiten Steuerwettlauf nach unten an und entziehen den Entwicklungsländern (und nicht nur diesen) durch Profitverlagerung in Steueroasen und die „ kreative“ Gestaltung interner Verrechnungspreise potenzielle Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Das DGB-Bildungswerk, das Global Policy Forum und terre des hommes haben sich in den letzten Jahren in gemeinsamen Veranstaltungen und Publikationen mit der Frage befasst, wie die gesellschaftliche Verantwortung und Rechenschaftspflicht transnationaler Unternehmen (corporate accountability) durch verbindliche internationale Regeln gestärkt werden können.
Autor: Jens Martens
Redaktion: Petra Eisenblätter, Werner Oesterheld
Herausgegeben von DGB-Bildungswerk, Global Policy Forum Europe und terre des hommes
Bonn/ Düsseldorf/ Osnabrück, August 2006
ISBN: 3-924493-67-7